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Geht Rocket Internet der Treibstoff aus?


Quelle: pixabay.com - Abbildung Public Domain bzw. gemeinfrei nach CC0 1.0 Universell (CC0 1.0)
Bearbeitung: Michael Borchardt


Berlin/München, 26.2.2017 - Zeitung lesen bildet bekanntlichermassen - so auch dieses Wochenende speziell der Beitrag „Der letzte Schrei“ von Caspar Busse in der Süddeutschen Zeitung.

Die Story ist schnell erzählt: jahrelang hatte Oliver Samwer (und auch seine Brüder Marc und Alexander) ein goldenes Händchen wenn es darum ging, sich als Investor an Start-ups mit teils abenteuerlichen oder skurrilen Geschäftsmodellen zu beteiligen, daraus grosse und umsatzstarke Unternehmen zu formen und diese dann an die Börse zu bringen oder an alternative Kapitalanleger zu verkaufen. Das Vehikel für diese Aktivitäten heisst seit 2007 und bis heute Rocket Internet SE, ein an der Frankfurter Börse im Prime Standard notiertes Unternehmen - CEO Oliver Samwer.

Seit einiger Zeit scheint der Investorenrakete aber der Treibstoff auszugehen, berichtet Caspar Busse:

„Seit dem Börsengang im Herbst 2014 ist der Aktienkurs von Rocket Internet nach unten gegangen. Die Verluste steigen und steigen, in den ersten neun Monaten 2016 sind es 650 Millionen Euro. Die Aktionäre sind unzufrieden, es gibt immer wieder Streit. Etliche Weggefährten haben das Unternehmen verlassen.“

Vor knapp einer Woche trennte sich auch der langjährige schwedische Co-Investor Kinnevik von der Hälfte seiner Rocket Internet-Aktien - dort sehe man einen Interessenkonflikt in den Geschäftsstrategien der beiden Unternehmen.

Kein Wunder, ursprünglich galt Rocket Internet als Gründer bzw. Trüffelschwein für spannende Start-ups - häufig nach amerikanischem Vorbild; Kinnevik hingegen als klassischer Investor.

Inzwischen haben sich die Rollen angenähert; Rocket Internet investiert selbst in aktuell rund 100 Online-Unternehmen in Europa, Asien und Afrika und tritt damit als Beteiligungsfirma in direkten Wettbewerb zu Kinnevik.

Dabei haben die beiden Unternehmen eine lange gemeinsame Vergangenheit - Zalando, Westwing, Home24, Delivery Hero, Hello Fresh - und viele weitere Investments.

Diese Kooperation scheint nun nicht zuletzt aufgrund der aggressiven und forschen Geschäftspolitik Oliver Samwers vor dem Aus zu stehen - einige Zitate mögen als Illustration dienen:

„aggressivste(r) Mann im Internet“ (Selbstbeschreibung Oliver Samwer)

„Die Faszination des Neuen ist weg, die Magie fehlt“ (ehemaliger Weggefährte)

„Normalität mag er nicht“ (der gleiche ehemaliger Weggefährte)

„One-Trick Pony“ (über Samwer)

„freundliche Grundaggressivität“ (über Samwer)

„Geschäfte sind Mittelalter, sie wurden nur gebaut, weil es kein Internet gab“ (Oliver Samwer)

„Wenn ihm jemand mit schwachen Argumenten kommt, dreht er durch“ (ein Berliner Gründer)

„Oft hat er recht, aber Ollies Urteile sind unerbittlich“ (der gleiche Gründer)

„Mit Druck kann ich gut umgehen, das bin ich gewohnt“ (Oliver Samwer)

„Wir sind davon überzeugt, dass wir mit Rocket Internet auf dem richtigen Kurs sind, auch wenn es unterschiedlich viel Wind und unterschiedlich hohe Wellen gibt“ (Oliver Samwer)

„Auch das Römische Reich ist irgendwann zu gross geworden“ (Geschäftspartner)

„Früher war Rocket Internet wie eine Klassenfahrt ohne Lehrer“ (ehemaliger Mitarbeiter)

„Das war schon damals ein prima Kerl, der wollte von Anfang an Unternehmer werden“ (Horst Albach, emeritierter Professor für Betriebswirtschaftslehre über Oliver Samwer)

„Seine Stellung ist stärker denn je“ (aus dem Umfeld Samwers)

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