Köln/Essen, 27.6.2018 - Punxsutawney im US-Bundesstaat Pennsylvania ist spätestens seit der wunderbaren Filmkomödie „Groundhog Day“ mit Bill Murray und Andie MacDowell vielen Millionen Menschen weltweit ein Begriff. Für unsere Sicht auf die Dinge mag aber der deutsche Titel „Und täglich grüsst das Murmeltier“ aussagekräftiger sein.
Um was geht es aktuell?
Seit Jahren schwächeln die deutschen Kaufhaus-Unternehmen Karstadt und GALERIA Kaufhof. Zuerst traf es das Essener Unternehmen Karstadt, das durch die unternehmerischen Pirouetten Thomas Middelhoffs und anschliessend Nicholas Berggruens und deren jeweiliger Führungsmannschaften tief in die Verlustzone gerutscht ist.
Dabei war und ist den Beschäftigten auf der Fläche ein Riesenkompliment dafür auszusprechen, dass sie nunmehr seit vielen Jahren Lohneinbussen hingenommen, ausscheidende KollegInnen ersetzt, mit zu wenig Ware im Weihnachtsgeschäft verkauft und es trotzdem geschafft haben, den gesamten Warenhausbetrieb noch irgendwie am Laufen zu halten. Vielfach vorgebrachte Kritik von Presse, Verbraucherverbänden und nicht zuletzt vieler Kunden relativiert sich vor diesem Hintergrund.
Studien aus dem Handelssektor gehen jedoch unisono davon aus, dass den Kaufhaus-Konzernen in der heutigen Form schlichtweg die Kunden wegsterben. Was sich makaber anhören mag, ist reine Demographie: junge, hippe Käufer meiden weitestgehend die klassischen Konsumtempel mit dem „K“ im Namen und die etablierte, älter werdende Stammkundschaft ist häufig enttäuscht, weil der Slogan „(…) tausendfach, alles unter einem Dach…“ längst nur noch blasse Erinnerung ist.
Aktionistische Bemühungen - sowohl bei Karstadt, als auch GALERIA Kaufhof - in Richtung Sortimentsanpassung, -konzentration und -ausdünnung vermögen bislang nicht zu trumpfen. Vordergründig hat Karstadt aktuell die Probleme besser im Griff als sein Kölner Wettbewerber. Allerdings „versilberte“ der bislang letzte Eigentümer, Rene Benko mit seiner österreichischen Investmentgesellschaft Signa-Holding, eine hübsche Reihe von Kaufhaus-Immobilien, was nicht unbedingt auf die aktuelle und künftige Ertragskraft des eigentlichen Warenhausgeschäfts schliessen lässt.
Trotzdem - der inhaltliche Umbau bei Karstadt ist inzwischen sichtbar:
- Reduzierung der Markenvielfalt
- Augenmerk auf verstärkte lokale bzw. regionale Ausrichtung des Angebots
- Hereinnahme neuer „Untermieter“
- Stärkung des Online-Geschäftes
- Ausrichtung zum „vernetzten Marktplatz“
Ungünstiger steht aktuell GALERIA Kaufhof da. Im Oktober 2015 übernahm hier die 1670 gegründete kanadische Hudson’s Bay Company (HBC) das Steuer vom Metro-Konzern, schloss die vormaligen Kaufhof-Sport Arena-Häuser bzw. baute diese zu Saks of 5th Avenue-Outlets um.
Diese sind zwar attraktiv und übersichtlich eingerichtet, erfüllen jedoch anscheinend ihre Funktion als Kundenmagneten kaum. Ähnlich erging es den sogenannten „Stammabteilungen“ in den GALERIA-Warenhäusern. Auch hier gab es eine ganze Menge Umbauten, optische Highlights und Sortimentsanpassungen - häufig in Richtung Textilien.
Die neue Chefin des Kaufhof-Eigentümers, Helena Foulkes, besucht aktuell die Deutschland-Zentrale der GALERIA Kaufhof AG und drängt verschiedenen Presseberichten zufolge auf Kostensenkungen. Es wird erwartet, dass sie intern auch über die laufenden Fusionsverhandlungen mit der österreichischen Signa-Holding berichtet - diese bietet 3 Milliarden Euro für GALERIA Kaufhof. Denkbar ist auch die Gründung einer gemeinsamen „Deutschen Warenhaus AG“, an der Signa die Mehrheit halten würde.
Derweil verhandelt das Kaufhof-Management mit der zuständigen Gewerkschaft ver.di über ein Sanierungspaket.
Wir hoffen, dass eine potentielle Fusion beider Warenhaus-Konzerne auch und vor allem die Zukunft der Beschäftigten im Blick hat - denn an zahlreichen Filialschliessungen und -verkäufen wird in diesem Szenario kein Weg vorbeigehen.